Aus Jaskas Tagebuch
Die Couch

Huskyhündin Jaska

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich Ronny, meinen Lebensabschnittsgefährten, wirklich mag. Doch – ich mag ihn sogar sehr. Aber manchmal kann er mir auch den letzten Nerv rauben…

Da ist zum Beispiel die Geschichte mit meiner Couch. Jawohl, ich besitze eine eigene (!) Couch.

Die habe ich damals, als ich hier einzog, einfach mit Beschlag belegt. Der Boss und Christa haben sie mir dann – zwar nicht gerade begeistert –  überlassen, damit ich mich wohl fühlen und schneller einleben sollte. Ist auch prima gelungen! Auf dieser Couch verbringe ich einen Teil des Tages und der Nacht. Sie ist ziemlich bequem und ich kann wunderbar darauf entspannen. Inzwischen habe ich verschiedene Liegetechniken entwickelt. Besonders erholsam ist diese:

Anfangs hat Christa immer eine Decke über die Couch gelegt. Die musste ich ganz schön oft herunterziehen bis sie endlich verstanden hat, dass Schlittenhunde so etwas nicht brauchen. Aber zum Glück ist unsere Zweibeinerin ja lernfähig.

Diese Couch war also immer die meine und keiner hat sie mir in den 8 Monaten, die ich jetzt hier lebe, je streitig gemacht. Ronny erst recht nicht, der geht nie auf irgendwelche Möbel. Nun liegt Husky ja nicht nur auf der Couch. Nein, er hat auch noch verschiedene andere Liegeplätze in der Wohnung… Und ab und zu müssen selbige auch mal inspiziert werden, ob noch alles in Ordnung ist.

Plötzlich der Schock: Die Couch ist besetzt.

Aber gestern ist etwas Ungeheuerliches geschehen. Als ich mich wieder zu meinem Lieblingsplatz begeben wollte, war dieser besetzt!!! Und kein anderer als Ronny grinste mich  an: „Weggegangen – Platz vergangen…“

Ronny liegt auf der Couch und grinst

Ich dachte, ich seh‘ und hör‘ nicht richtig. Zwar kann ich manchmal auch ziemlich albern sein, aber was meine Couch betrifft, da bin ich sehr empfindlich.

Zum Glück funktionieren meine kleinen grauen Zellen noch sehr gut, auch wenn ich nicht mehr die Jüngste bin. Ich brauchte nur ganz kurz zu überlegen, dann wusste ich, was zu tun war. Mitspielen durfte ich auf keinen Fall und ihm schon gar nicht zeigen, dass ich mich ärgerte. Das hätte er dann immer wieder bei Bedarf ausgenutzt, ich kenne meinen Kumpel da inzwischen sehr gut.

Ganz spontan fiel mir der Korb ein, den die Unbepelzten zu Anfang für mich gekauft hatten. Doris, mein Pflegefrauchen, hatte ihnen nämlich erzählt, dass ich einen solchen heiß und innig lieben würde. Das traf damals bei Doris auch zu. Ihr Rüde Cosmo ist nämlich ein Gentleman. Als ich dort ankam, hat er mir sofort sein Körbchen zur Verfügung gestellt. Na ja, kann sein, dass ich ihn ein wenig dazu genötigt habe… Jedenfalls hat er den Korb nie zurückverlangt, und ich habe mich sehr wohl darin gefühlt. Aber was ist schon ein Korb, wenn man als Alternative eine ganze Couch zur Verfügung hat! Folglich wurde dieser hier auch nicht weiter beachtet und stand eigentlich nur im Weg herum. Denn auch Ronny zeigte keinerlei Interesse daran. Aber jetzt kam er mir wie gerufen. Ich wandte mich von Ronny und meiner Couch ab, schlenderte betont gleichgültig zum Korb, kletterte hinein, drehte mich einige Male um mich selbst und ließ mich wohlig hineinplumpsen. Und was soll ich sagen: Ich empfand das Liegen darin wirklich als sehr angenehm. Je mehr ich darüber nachdachte, um so müder wurde ich. Und schon war ich eingeschlummert.

Nach dem Aufwachen die nächste Überraschung

Als ich aufwachte, war ich ziemlich durstig. Also ging ich erst einmal in die Diele zu unserem Wassernapf und trank eine ziemliche Portion. Dabei überlegte ich mir, dass ich den Korb doch eigentlich öfter benutzen könne. Ich wollte es gleich noch einmal probieren, lief wieder ins Wohnzimmer – und was musste ich sehen?!

Ronny hat sich in den Korb gezwängt

Ronny, diese Wuchtbrumme, hatte sich in meinen Korb gezwängt und tat so, als würde er schlafen. Dabei sah ich doch ganz genau, wie er feixte… Aber ich blieb ganz cool, obwohl ich im ersten Moment innerlich kochte. Und ich überlegte, dass Ronny diese Position nicht lange würde durchhalten können. Der Korb passt nämlich nicht so recht zu seinen Körpermaßen. Ich hatte tatsächlich recht. Nach ein paar Minuten kletterte er (unter erheblicher Anstrengung übrigens) wieder heraus, warf mir einen schiefen Blick zu, wie ich aus den Augenwinkeln bemerkte und trottete zu seinem Platz unter dem Tisch.

Fazit des Ganzen

Damit war Ronnies Versuch einer feindlichen Übernahme gescheitert und Couch und Korb befanden sich wieder in meinem alleinigen Besitz.

Das war mal wieder eine Situation, in der mir mein nicht mehr ganz jugendliches Alter zugute kam. Früher wäre ich dem dreisten Burschen sofort an den Kragen gegangen. Aber inzwischen bin ich doch etwas abgeklärter und kann manche Probleme auf andere Art und Weise lösen.

Was aber nicht heißen soll, dass ich mich nicht doch maßlos über den unverschämten Kerl geärgert habe…

Jaska schläft im Korb

Veröffentlicht im  „Hunde-Jahrbuch Vier“ des Mariposa-Verlags