Der Sehende

Grassy - der Sehende

Grassy steht auf der obersten Stufe der Treppe und überblickt sein Land. Gebannt, entspannt und voll zuversichtlicher Gelassenheit.
Überblickt sein Land? Mit den fast blinden Augen? Sicher, sein inneres Land. Das ist riesig und ereignisreich.
Der Wind schleicht ums Näschen, weht Gerüche heran, Erlebnisboten. Die spiegeln Bilder aus Ereignissen wider, die Erinnerungen wecken. Darin lässt sich´s leben.
Ja, der kleine Hund guckt ins Leben, in sein ganz eigenes.
Dafür ist Sehen gar nicht nötig.
Das Wandern im Wald spendete mir immer Kraft. Meine Lunge will das nicht mehr. Darum gucke ich, genau wie der Zwerg, ins Leben, in mein ganz eigenes. Da kommen nicht nur Bilder, da entstehen Gedanken, Idee, Einfälle, die erfreuen.Dafür reicht das bisschen Lungenaktivität. Sein Vorbild sagt mir, wir sollten das Abdriften in die Vergangenheit nicht abwerten – wenn wir das Schöne und vor allem das zum Guten gewendete staunend betrachten.
Ich glaube, genau das tut der Kleine auch. Darum können er und ich mit dem einverstanden sein, was ist und was sein wird.

Text: Axel Bethke, Autor („Altsein ist auch nur ein Teil vom Ganzen“, erscheint im Oktober 2017 im Mariposa-Verlag)

Foto: Jürgen Engelmann