Werden Hunde ihrem Ruf eigentlich gerecht?
Wie gut sind die Supernasen wirklich?

Der Hund als „Supernase“ bekommt Konkurrenz – und das ausgerechnet vom Menschen.

Stellt man die Frage, welches Tier den besten Geruchssinn besitzt, kommen die Forscher zu verschiedenen Ergebnissen. Auf jeden Fall aber sind unsere Hunde (neben Aal, Elefant und Ratten) ganz vorn mit dabei. Und natürlich ist ihr Geruchssinn sehr viel besser als der des Menschen – dachte man bisher…

Paul Broca
Paul Broca

Denn schon im 19. Jahrhundert legte der französische Anatom Paul Broca den Grundstein für das Vorurteil, der menschliche Geruchssinn sei unterentwickelt. So der US-Forscher John McGann im Fachjournal „Science“. Der Neurologe der Rutgers University in New Brunswick (US-Bundesstaat New Jersey) hat zahlreiche jüngere Studienergebnisse in einem Überblicksartikel zusammengefasst. Und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass menschliche Nasen absolut unterschätzt werden. Dieser Meinung sind auch deutsche Experten.

Neue Studien weisen nämlich darauf hin, dass der sogenannte Riechkolben – der Bulbus olfactorius – im Gehirn eine Ausnahme von der üblichen Regel darstellt. Nach dieser Regel lässt die relative Größe eines Hirnteils Rückschlüsse auf seine Leistungsfähigkeit zu.

McGann
McGann


Die Zahl der Duftrezeptoren ist beim Menschen mit knapp 400 zwar deutlich geringer als bei Hunden (etwa 800) oder Ratten (etwa 1000). Dies sage aber wenig über die Empfindlichkeit und die Unterscheidungsfähigkeit des menschlichen Geruchssinns aus, betont McGann.

 

Matthias Laska
Matthias Laska

Dieses Unterscheidungsvermögen könne zwar antrainiert werden, die Empfindlichkeit jedoch nicht, ergänzt der Zoologe und Geruchsforscher Matthias Laska (Universität Linköping, Schweden). Laska hat selbst einige der von McGann untersuchten Studien durchgeführt.

Bei bisher 15 Düften wurden Hunde und Menschen daraufhin getestet, ab welchem Schwellenwert sie diese wahrnehmen. Und bei fünf dieser Düfte war der Mensch sensitiver.

Lt. Geruchsforscher Hans Hatt (Ruhr-Universität Bochum) sind die Ergebnisse der Übersichtsstudie für Experten nicht überraschend – für die Allgemeinheit hingegen schon. Die Welt der Gerüche sei komplex, in vieler Hinsicht immer noch voller Rätsel und in ihren Auswirkungen unterschätzt.

Hans Hatt
Hans Hatt

In einer  Studie seines Instituts wurde jüngst nachgewiesen, dass der blumige Duftstoff Hedion an einenmenschlichen Pheromonrezeptor andockt und dabei erstaunliche Verhaltensänderungen bewirkt: Die Testpersonen reagierten gegenüber der Kontrollgruppe freundlicher auf Freundlichkeit jedoch unfreundlicher auf unfaires Verhalten. Hedion lag dabei in nur minimalen, nicht wahrnehmbaren Mengen in der Luft. Ein „Wie Du mir, so ich Dir-Effekt“ war also messbar, sagt Hatt.