Aus Ronnies Tagebuch
Der Mensch, das unbekannte Wesen

Ronny im Tagebuch

Ich hab’s ja immer schon gesagt: Jassi, die kleine Kröte, ist mit allen Wassern gewaschen. Jetzt sogar mit Ruhrwasser. Da gerät sie schon in Panik, wenn ihr nur die Füße gewaschen werden sollen. Und ins Wasser gehen?  Oh nein, könnte ja nass sein. Aber kaum sieht unsere kleine Jägerin ein Entenpaar auf der Ruhr schwimmen, schon ist sie drin in den Fluten und fast auf der anderen Uferseite. Unser Boss hatte in Gedanken schon die Suchanzeige formuliert: „Husky-Hündin entschwommen …..“

 

Jaska steht im Wasser und schaut reumütig

Aber dann flogen die Enten hoch, und sie kam reumütig(?) zurück.
Und wollte auch noch vom Boss gelobt werden, weil sie doch so brav war …  Hat der auch glatt gemacht!!! Und das untermauerte mal wieder meine These: Der Mensch, das unbekannte Wesen.

Noch eine Bestätigung

Ein weiterer Beweis für meine Behauptung fand sich später an diesem Tag, als wir die Hundewiese gerade verlassen wollten.

Kurz vor dem Parkplatz kamen uns zwei Menschen mit ihrem Hund entgegen. Ist an sich ja nicht gerade ungewöhnlich auf einer solchen Wiese. Aber normale Besucher tragen hier wetterfeste Kleidung, und ihr Vierbeiner hüpft munter um sie herum oder tobt mit Artgenossen durch die Gegend.

Diese Menschen sahen allerdings aus, als seien sie gerade einem Modemagazin entstiegen. Sie, trotz der Jahreszeit, in einem Pelzmantel (dazu verkneife ich mir hier jeden Kommentar), mit top gestylter Frisur und hochhackigen Schuhen. Er mit elegantem langen Ledermantel, passendem Hut und blank poliertem Schuhwerk. Angestrengt versuchten sie, jede Pfütze und matschige Stelle auf dem Boden zu umgehen. Was gar nicht so einfach war, denn es hatte bis vor kurzem tagelang geregnet. Sie zeigte dabei einen etwas indignierten Gesichtsausdruck. Er dagegen trug eine stoische Miene zur Schau – und noch etwas auf dem Arm: einen kleinen Yorki

An dieser Stelle muss ich einmal erwähnen, dass es auch einen Nachteil darstellen kann, eine eigene Sekretärin zu haben. Denn manchmal ändert die meine Texte schlichtweg ab. Bei dieser Beschreibung zum Beispiel hatte ich ganz andere und deutlichere Worte gefunden. 

Die anderen Menschen auf der Wiese warfen sich vielsagende oder belustigte Blicke zu. Und die Hundemeute, die um dieses seltsame Trio herumtobte, wurde immer größer. Wir durften leider nur zwei Runden mit toben, dann mussten wir unserem Boss zum Auto folgen. Schade – wir hätten das Schauspiel so gern weiter beobachtet.

Doch unsere Phantasie war geweckt

Auf dem Nachhauseweg haben Jassi und ich uns dann so unsere Gedanken gemacht.
Vielleicht hatte der kleine Yorki ja etwas angestellt. Und nun zeigten ihm seine Zweibeiner, welche Strafe ihm bei Wiederholung drohen würde. Mit lauter fremden Hunden munter auf der Wiese spielen – wie schrecklich…
Oder seine Menschen wollten sich später mit Gleichgesinnten  treffen und brauchten noch etwas zum Erzählen:
Also wo wir heute waren, ihr glaubt es einfach nicht. Auf der HUNDEWIESE. Aber wir wollten das doch unbedingt mal live sehen – all diese einfachen Menschen mit ihren völlig verdreckten Vierbeinern.
An dieser Stelle warf uns der Boss einen undefinierbaren Blick im Rückspiegel zu.
Aber wir kamen jetzt erst richtig in Fahrt. Jassi hatte die Idee, der Kleine sei vielleicht königlicher Abstammung. Und die Menschen seine Lakaien. Die mussten ihn überall hin tragen. An dieser Stelle fiel ihr ein, dass ihre Urahnen ja auch edlen Blutes seien. Jedenfalls hätte sie früher mal so etwas gehört. Allerdings wusste sie nicht mehr, ob das nun in der Linie der Huskies oder Malamutes war. Zu ihren Vorfahren zählen ja beide Rassen. Doch unabhängig davon – sie könne sich sehr gut vorstellen, dass Ronald oder Christa sie auch über die Wiese tra…. Hier drehte der Boss sich kurz zu ihr um und bedachte sie mit einem Blick, der Bände sprach; deutlich lesbar. Und der Jaska ihre Vorstellungen abrupt beenden ließ.

Ich für mich habe aber noch so im Stillen überlegt, dass vielleicht wirklich blaues Blut durch ihre Adern fließt. Wenn ich nur bedenke, wie schwer es anfangs fiel, Jassi bei Regen vor die Tür zu bekommen. Und mit welch angewidertem Gesichtsausdruck sie einen Bogen um jede Pfütze machte…

 

 

Karte der Hundewiese Witten

Und da es an dieser Stelle ganz gut passt, möchte ich hier unsere Hundewiese in Witten-Herbede einmal vorstellen. Es handelt sich um eine Halbinsel mit Büschen und Bäumen, die rechts durch die Ruhr, links durch einen Nebenarm der Ruhr und hinten durch den Kemnader See abgegrenzt ist.  Hier können wir uns auf 16,5 ha entfalten, wie es uns passt, natürlich unter Leitung von Herrchen oder Frauchen. Kein Maulkorb, keine Leine und jede Menge Wasser zum Abkühlen im Sommer, denn wir können problemlos in die Ruhr oder noch leichter in den Nebenarm auf der linken Seite und unsere Schwimmkünste zeigen.

 

Ronnies Kumpel Argo kommt triefnass aus dem Wasser
Mein Kumpel Argo

P.S. Dieses Tagebuch ist schon mehrere Jahre alt und vor unserem Umzug geschrieben worden. Ob es auf der Hundewiese heute noch so aussieht, kann daher nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.