Aus Kiras Tagebuch
Die Sache mit dem Marder
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Marder auf dem Dachboden können ein Problem sein. Und genau deshalb ist dieser Eintrag ein Trost und kleiner Hoffnungsschimmer für all jene unserer – vor allem nordischen – Kumpel, deren 2-Beiner sich immer über die vielen Haare in der Wohnung, an der Kleidung usw. mokieren.
Glaubt mir Freunde, irgendwann werden sie vielleicht dankbar für eure zahlreichen Haare und eure prächtige Unterwolle sein! Sie werden euch die Pfoten küssen. So wie unsere Zweibeiner.
Na ja, ganz so weit sind die zwar nicht gegangen, aber sie standen kurz davor – echt. Und das, obwohl Christa bisher auch oft genörgelt hat: Ich liebe die Beiden wirklich, aber überall diese Haare…..
Ideen haben manche Menschen
Vor kurzem kam der Boss übrigens mal nach Hause und erzählte von einer Menschin, die ihre Malamutehündin hätte scheren lassen. Ihr Frauchen sei ganz begeistert und wolle das jetzt immer machen. Er sah Christa an und fragte: Was meinst Du, sollen wir auch mal…? Da bin ich aber so was von ausgeflippt. „He Leute, geht’s noch?“ habe ich sie gefragt. „Wenn ihr eure Hunde scheren wollt, hättet ihr euch Pudel holen sollen. Wir sind nun mal HUSKIES. (Okay, ich nur zur Hälfte, merkt aber keiner, vor allem nicht beim Fellwechsel.) Ihr wisst doch, dass ich ganz allein Türen öffnen kann. Ein Versuch in diese Richtung, und ich bin weg.“ Da grinsten die Beiden und meinten, die Frage sei doch nur ein Scherz gewesen. Also einen Humor haben die manchmal…
Ronny blieb die ganze Zeit über völlig relaxed, wie immer. „Reg dich doch nicht so auf, mein kleiner Sonnenschein“, meinte er nur. „Wenn die das ernst meinten, hätten sie es schon lange getan. So was kommt für unsere Menschen doch nur infrage, wenn es aus gesundheitlichen Gründen sein muss. Also krieg dich wieder ein, meine Kleine.“ Seine dauernde Gelassenheit bringt mich wirklich manchmal auf die Palme.
Unheimliche Geräusche
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Gerade waren wir im Zweitrevier urlauben. Der Boss konnte aus beruflichen Gründen nur am Wochenende bei uns sein. Und gleich in der ersten Nacht ohne ihn passierte es. Ein Laufen und Poltern im oder am Haus. Christa, die davon aufgewacht war, konnte es nicht genau lokalisieren und entschied für sich: Ich hab jetzt keine Angst, das ist bestimmt `ne Katze auf dem Garagendach oder so. Und schlief auch tatsächlich wieder ein.
In der nächsten Nacht war das nicht mehr so einfach. Da fingen die Geräusche schon um 11.00 Uhr abends an. Und kamen ganz deutlich vom Dachboden. Ein Blick auf die Bodenluke zeigte, dass diese fest geschlossen war. Also war niemand durchs Haus nach oben gelangt. Wer aber machte dann dort Party? Intensives Grübeln bei uns dreien… Versuchshalber bellte ich einige Male die Zimmerdecke an – wozu bin ich schließlich zweisprachig aufgewachsen? Ronny, der sich nur auf huskianisch verständigen kann, heulte entsprechend. Schien aber beides da oben keinen besonderen Eindruck zu machen; nach kurzer Pause ging der Krach weiter. Und man hörte deutlich kleine Pfoten hin und her trippeln. War wohl eine Menge Besuch da oben. Jetzt war auch klar, wie dieser dort hingelangte: die Hausmauer hinauf. Und auf dem selben Wege ging es auch wieder hinunter. Ab und zu kreischten und fauchten sich die Gäste an. Und fühlten sich total sicher. Weder Christas Klopfen an die Zimmerdecken oder die Bodenluke noch wüste Drohungen unsererseits zeigten Wirkung. Plötzlich dann die Erkenntnis: Das konnten nur Steinmarder sein. Christa hatte schon mal gehört, dass die sich gern auf Dachböden einnisteten.
Nachdem das Rätsel nunmehr vermutlich gelöst war, ging es ihr wieder besser. Sie schlief sogar irgendwann in der Nacht ein, als es auf dem Dachboden gerade mal etwas ruhiger wurde. War aber nicht weiter schlimm, schließlich konnte sie sich auf uns verlassen. Kaum kehrten die ungebetenen Gäste zurück, stürzten wir ins Schlafzimmer, um es ihr lautstark zu melden. Nicht auszudenken, sie hätte das verschlafen!
Vermutung bestätigt – und nun?
Die Rückfragen am nächsten Tag ergaben: Jawohl, Steinmarder gab es hier öfter mal auf den Dachböden. Als ganz heißer Tipp zur Abwehr galten Menschenhaare. Die würden von manchen 2-Beinern sogar zum Schutz ihrer Kartoffeläcker genutzt. Rund um das Feld gestreut, und kein Wildschwein traue sich mehr auf den Acker.
(In obiger Position kann ich übrigens locker 40 Sekunden stehen bleiben, wenn mich irgendetwas auf dem Kanal oder dem Feld interessiert und ich es wegen des hohen Grases am Rand sonst nicht richtig sehen kann.)
Also besorgte sich Christa bei ihrer Friseurin eine große Tüte voller Haare. Der Boss hatte inzwischen im Internet recherchiert. Dort gab es auch einige Ratschläge zur Marderabwehr. Lebendfallen schieden aber aus, denn erstens hätten wir wohl mehrere davon gebraucht und zweitens würde der so zwangsgeräumte „Wohnraum“ sehr schnell von einem anderen Marder genutzt werden. Es wurde auf Ultraschallgeräte hingewiesen, aber die hohen Frequenzen wären u.U. auch für Haustiere nicht sehr angenehm. Man könnte auch versuchen, den Dachboden total abzudichten. Die Erfahrung hätte jedoch gezeigt, dass die Steinmarder immer wieder irgendeinen Weg hinauf fänden. Doch dann kam der Megatipp: HUNDEHAARE! Äußerst passend, da ich noch und Ronny gerade mal wieder unser Fell wechselten. Also kämmte und bürstete Christa uns die restliche Woche wie wild und sammelte das Ergebnis in einer riesigen Plastiktüte. Auf den Boden hinauf traute sie sich damit allerdings nicht. Man weiß ja nie… Als der Boss dann am Wochenende kam, verteilte er die Menschenhaare und unsere Haare in kleinen Tütchen auf dem ganzen Dachboden und gab als Zugabe noch ein getragenes T-Shirt von sich drauf. Dass es sich bei den Störenfrieden wirklich um Marder handelte, konnte er an ihrer „Toilette“ erkennen. Marder sind in dem Punkt wirklich sehr reinliche Tiere; sie benutzen immer dieselbe Stelle. Deshalb könnte man theoretisch auch eine Wohngemeinschaft mit ihnen eingehen, wie es manche Leute getan haben. Wenn die auf dem Dachboden gelagerten Dinge nicht beschädigt wurden, säubern die Menschen nur ab und zu die Mardertoilette bis auf einen kleinen Rest, damit die Tiere die Stelle auch wiederfinden. Im übrigen bleiben die Untermieter von den Zweibeinern völlig unbehelligt.
Aber diese Überlegung stellte sich für uns nicht, da seit jenem Wochenende die „Krawallbrüder“ die Flucht ergriffen haben. Und dass das ganz allein unser Verdienst (bzw. der unserer Haare) ist, liegt ja wohl auf der Hand!